Schwusos-Sprecher kritisiert Diskriminierung homosexueller Menschen
Ansgar Dietmar fordert Änderung von Artikel 3 des Grundgesetzes – „Menschen-Feindlichkeit gegen homosexuelle Menschen muss weltweit geächtet werden“
Von Andreas Klamm
Berlin / Oldenburg. 18. Mai 2009. Weltweit wurde von homosexuellen Menschen in aller Welt am Sonntag 17. Mai 2009 der „Internationale Tag gegen Homophobie“ begangen. Der SPD-Arbeitskreis für Lesben und Schwule, Schwusos, fordert eine Änderung des Artikel 3 des Grundgesetzes und dessen Erweiterung im Bereich „sexuelle Identität“. Die Gruppen-bezogene Menschen-Feindlichkeit müsse weltweit geächtet werden. Der Bundesvorsitzende des Arbeitskreises Lesben und Schwule in der SPD (Schwusos), Ansgar Dittmar, kritisierte aus aktuellem Anlass mehrere Medien-Berichte der Bild Zeitung und die in vielen Lebensbereichen weiterhin anhaltende Diskriminierung homosexueller Menschen:
„Homophobie und Intoleranz herrschen immer noch vor – in der Welt, in Europa und auch in Deutschland. Homosexualität ist nicht zu der Normalität geworden, wie es sich viele homosexuelle Menschen wünschen und zum Teil in den Medien vorgegaukelt wird.
„Schwul“ ist immer noch beliebtes Schimpfwort. Die Frage, „der ist es doch auch“, bewegt die Menschen noch immer. Wenn durch das Outing von Klaus Wowereit, Ole von Beust und Guido Westerwelle, die Politik auch deutlich macht, dass Schwule offen in der Gesellschaft leben können, ist es dennoch nicht die Regel. Die erbitterte Diskussion im vergangenen Jahr um die Erbschafts-Steuerreform und die ablehnende Haltung der CDU gegen Lebens-Partnerschaften gleichgeschlechtlicher Paare macht deutlich, dass im Bereich der Toleranz noch erheblich nach gearbeitet werden muss. Die Prügelszenen der vergangenen Jahre bei den Demonstrationen homosexueller Menschen in den osteuropäischen Staaten sind allen noch gut im Gedächtnis. Diese gehen Hand in Hand mit den Verhinderungs-Strategien der dortigen Regierungen, notwendige europäische Anti-Diskriminierungs-Richtlinien in ihren Ländern umzusetzen. Wir haben auch hier in Deutschland erheblichen Bedarf nach mehr Toleranz.“
Als Beispiel für ein aktuelles Beispiel der Diskriminierung von homosexuellen Menschen in Deutschland nannte der Politiker des SPD-Arbeitskreises, „Schwusos“, Ansgar Dittmar, die Bericht-Erstattung der Bild Zeitung, welche seit Wochen berichte, dass der Kandidat der Casting-TV Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS), Fady M. schwul und mit einem Mann verheiratet sei.
Die Zeitung habe darüber berichtet, dass eingetragene Lebenspartnerschaften im Libanon verboten seien und Fady M. nun große Angst vor Drohungen haben müsse. Der Mann, der einen anderen Mann liebt und mit diesem eine Lebenspartnerschaft führt, habe Morddrohungen erhalten. Die Boulevard Zeitung habe jetzt auch den homosexuellen Lebenspartner öffentlich präsentiert.
Die Outing-Kampagne der BILD Zeitung sei ein Beispiel, so Ansgar Dittmar: „Für die alltägliche Intoleranz und latente Homophobie, mit der jeden Tag lesbische Frauen und schwule Männer leben müssen. Denn die Entscheidung, sich zu outen, ist eine persönliche Entscheidung. Die Privatsphäre jedes Menschen muss geschützt werden. Einem Menschen diese Entscheidung abzunehmen grenzt an Unfairness und ist nahezu respektlos.“
Nach Überzeugung des Sprechers für die Interessen homosexueller Menschen im SPD-Arbeitskreis „Schwusos“, hätte die Bild Zeitung angesichts der Drohungen und Morddrohungen, die auch im Bericht der Zeitung zuvor zu lesen waren, sensibel mit einem Outing umgehen müssen. Man könnte über den öffentlichen Charakter des „Coming Outs“ streiten. Kein Raum für Diskussionen sei ein öffentliches Outing, wenn Mord-Drohungen bereits als Folge eines öffentlichen Bekenntnisses zur homosexuellen Lebensweise im Vorfeld einer Bericht-Erstattung bekannt seien.
„Wenn eine Zeitung eine eingetragene Partnerschaft zu einem Titelthema macht, skandalisiert sie. Wenn dies auch zur Vermarktung beitragen mag, zeigt es doch eklatant, wie Sensations-trächtig eine eingetragene Lebenspartnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare im 21. Jahrhundert selbst hier in Deutschland noch ist. Wünschenswert wäre eine neutrale Bericht-Erstattung in der Presse und anstatt einer Skandalisierung eher eine Sensibilisierung mit der Rücksichtnahme der Privatsphäre. Solche Berichte, wie die in der Bild Zeitung, schüren eher noch Homophobie, als dass sie zu einem toleranteren Deutschland beitragen.“ ergänzte der Sprecher des Arbeitskreises Lesben und Schwule in der SPD (Schwusos), Ansgar Dittmar, seine Kritik an den Medien zu Berichten über homosexuelle Menschen.
In rund 80 Staaten der Erde wird Homosexualität strafrechtlich verfolgt. In mindestens zehn Staaten in dieser Welt werden homosexuelle Menschen weiterhin mit der Todesstrafe bedroht.
Ansgar Dittmar vom SPD-Arbeitskreis Schwusos forderte: „ Wir brauchen eine Erweiterung des Nationalen Aktionsplans zur Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus um die Bereiche Homophobie und Anti-Homosexuelle Gewalt. In den Statistiken der Polizei müssen die Anti-Homosexuellen Gewalt-Taten gesondert ausgewiesen werden. Nur so können hier wirksame Gegenmaßnahmen entwickelt werden.
An den Schulen ist es wichtig, dass Homosexualität in die Lehrpläne aufgenommen wird, um den Jugendlichen einen unverkrampften Umgang, gerade am Ort des Lernens, mitzugeben.
Der Artikel 3 Abs. 3 des Grundgesetzes (GG) ist durch das Merkmal „sexuelle Identität“ zu ergänzen. Auch um deutlich zu machen, wie wichtig die gesellschaftliche Akzeptanz von Lesben und Schwulen ist. Nur so wird ein Grundstein für eine Gesellschaft gelegt, die Toleranz und Vielfalt lebt. Und das ist unser Ziel. Homophobie, das meint die Angst und Menschen-Feindlichkeit gegenüber Lesben und Schwulen, muss weltweit geächtet werden. Das gilt für unser Land umso mehr.“
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